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CTH 372

Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 372 (TX 2017-11-19, TRde 2017-12-11)



§ 6
47 -- Welche Vier38 du, Sonnengott, angeschirrt hast,39
48 -- ihnen hat das Menschenkind hier Gerste hingeschüttet.
49 -- Deine Vier sollen fressen!
50 -- Und solange deine Vier die Gerste fres[s]en:
51 -- – DU aber, Sonnengott, lebe!40
52 -- Zu dir spricht das Menschenkind hier, dei[n] Diener, ein Wort,
53 -- (und) [ ... ] hör[- ... ]41 deine Worte.42
54 -- Sonnengott, erhabener König, du durchwanderst ewi[g] die vier (Welt-)Ecken43,
55 -- zu deiner Rechten lauf[e]n die Ängste,
56 -- zu [dei]ner44 Linken aber laufen die Schrecken.45
Zeichen über Rasur.
Gemeint ist ein Viergespann. Zur Diskussion um die Quadriga vgl. Wilhelm G. 1994b, 65ff. Alaura S. 2014a, 234 macht zu Recht darauf aufmerksam, dass nur die Zugtiere erwähnt sind, nicht aber der Wagen. Die vier Zugtiere beurteilt Alaura S. 2014a, 241 wie folgt: „The analytical Mesopotamian set of four names is replaced in the Hittite prayers by numerals, 'Four', and by two dual denominatives forming a hendiadys, 'Fear' and 'Terrors'. ( … ) rendering to the qualitative and physical aspects of the four nighttime animals.“
Metcalf C. 2011a, 3 gibt die babylonische Parallele zu diesem Kolon an.
Schwemer D. 2015a, 387 und 390f. fasst diesen Ausdruck, Lebrun R. 1980e 103, folgend als Grußformel auf und merkt weiter an, dass es sich um einen durch -a gekennzeichneten Einschub handele, während der mit nu eingeleitete Hauptsatz zum kwitman-Satz erst anschließend folge. Anders CHD L-N, 308b „And while your four eat the grain, live, O Sungod!“.
Zu ergänzen ist wohl „und (sie, scil. die Götter) hör[en] deine Worte“.
Eichner H. 2009a, 7f. erläutert: „Während sie (scil. die Zugtiere) fressen, steht der Sonnenwagen still und der Gott muss untätig warten. Diesen Augenblick kann der Beter nutzen, um dem Gott ein Anliegen vorzubringen“.
Schwemer D. 2013a, 111 Anm. 29 weist darauf hin, dass dies im Sumerischen ein Ausdruck für die Gesamtheit der Welt ist.
Possessive Funktion ausgedrückt durch -tta.
In der Zuordnung von 'Angst und Schrecken' sieht Wilhelm G. 1994b, 66f. einen Fremdkörper in dem ansonsten stark babylonisch geprägten Sonnenhymnus. Er schreibt: „Es handelt sich hier also in der Tat um ein Motiv, das der hethitische Verfasser aus seiner heimischen Traditionswelt eingebracht hat“. Alaura S. 2014a, 243 hält beide für mesopotamisch und sieht in ihnen „animals of the second team of the Sun-god, which ( … ) are capable of warding off the enemy and facing the dangerous nighttime journeys through the netherworld sea.“

Editio ultima: Textus 2017-11-19; Traductionis 2017-12-11